Mittelstand im Fokus: Die wichtigsten Förderungen zur Digitalisierung im Überblick

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Corona war und ist für die Wirtschaft ein großer Digitalisierungsverstärker. Immer mehr Unternehmen erkennen die Notwendigkeit, ihre Prozesse zu digitalisieren und leiten erste Schritte in die Wege. Auch auf dem Gebiet der Digitalisierungsförderung tut sich viel. Neben Soforthilfen und Subventionen bietet der Staat eine Auswahl an Förderinstrumenten für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) an. Auch die Bundesländer fördern Investitionen in die Digitalisierung über ihre jeweiligen Förderbanken. 

Welche Fördermaßnahmen KMU für ihre Digitalisierung in Anspruch nehmen können und wie die Umsetzung in die Praxis gelingt, hat uns Michael Lill verraten. Er langjähriger Digitalisierungs- und Fördermittelberater sowie CEO unseres Partner-Unternehmens Zetis. Eng verbunden mit dem IHK Umfeld unterstützt Zetis den Mittelstand durch Begleitung und Beratung hinsichtlich Innovationsmanagement.

Die wichtigsten Förderungen für KMU

Grundsätzlich unterscheiden sich Fördermaßnahmen in haftungsfrei gestellte Darlehen und nicht zurückzahlbare Zuschüsse. Je nach Förderprogramm können Sie Ausgaben für Hard- und Software, Weiterbildung oder Beratungs- bzw. Umsetzungsleistungen von externen Anbietern geltend machen. Wichtig ist zudem, dass Sie die Förderung immer nahezu vor Beginn der Maßnahme beantragen.

1. Innerhalb der Überbrückungshilfe 3

Mit den aktuellen Wirtschaftshilfen können Unternehmen, Solo-Selbständige und Freiberufler, die Anspruch auf die Überbrückungshilfe 3 haben, auch einen Zuschuss für Digitalisierungsmaßnahmen in Höhe von einmalig bis zu 20.000 Euro erhalten, sofern dieser nicht bereits in einer früheren Phase des Programms geltend gemacht wurde. Die aktuelle Antragsfrist für Erst- und Änderungsanträge wurde bis zum 31. Oktober 2021 verlängert. 

  • Förderart:  Zuschuss
  • Höhe der Förderung: bis zu 20.000 Euro

2. Digital jetzt – Investitionsförderung für KMU

Das 2020 gestartete Förderprogramm „Digital jetzt – Investitionsförderung für KMU“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (kurz BMWi) bezuschusst seit dem 7. September 2020 kleine und mittlere Unternehmen einschließlich des Handwerks sowie der freien Berufe mit 3 – 499 Mitarbeitern und Sitz in Deutschland. Gefördert werden Hard- und Software sowie Weiterbildung.

Aufgrund der hohen Nachfrage hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) „Digital Jetzt“ noch einmal aufgestockt: Im laufenden Jahr verdoppelt sich das Budget von 57 Millionen Euro auf 114 Millionen Euro. Die Registrierung, Bestätigung zur Teilnahme am Zufallsverfahren und Antragstellung sind ausschließlich über das Förderportal möglich. Die monatlich verfügbaren Kontingente werden ab Januar 2021 auf Basis eines Zufallsverfahrens verlost. 

  • Förderart:  Zuschuss 

  • Höhe der Förderung: 3.000 – 100.000 Euro, max. 70 % der Gesamtinvestition


3. go-digital

Das Förderprogramm go-digital soll kleine und mittlere Unternehmen, inklusive des Handwerks und der freien Berufe mit unter 100 Mitarbeitern, bei ihrer Digitalisierung fördern. Anteilig bezuschusst wird eine Beratungsleistung, die durch zertifizierte go-digital-Berater durchgeführt wird. Förderfähig ist hier das Investment in digitale Technologien, die Soft- und Hardware und die Qualifikation der Mitarbeiter.

  • Förderart: Zuschuss 

  • Höhe der Förderung: max. 16.500 Euro, max. 50 % der Gesamtinvestition


4. ERP-Digitalisierungs- und Innovationskredit


Ebenfalls zur Förderung der Digitalisierung kleiner und mittlerer Unternehmen inklusive der Handwerksunternehmen, Start-Ups und freier Berufe, dient der ERP-Digitalisierungs- und Innovationskredit der KfW. Gefördert werden Beratungsleistungen, Hard- und Software sowie Weiterbildungen.

  • Förderart: Kredit

  • Höhe der Förderung: 25.000 – 25 Millionen Euro, 1 Prozent p.a., 70 Prozent Ausfallrisikoübernahme


5. Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur”

Die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (kurz GRW) ist seit Ende der sechziger Jahre das wichtigste Regionalförderinstrument des Bundes und der 16 Bundesländer. Ziel ist es Unternehmen, strukturschwache Regionen zu fördern. Die Bandbreite der Instrumente der GRW reicht von Zuschüssen für Investitionen in das Sachvermögen bis zur Lohnkostenförderung und ist kombinierbar mit anderen Förderprogrammen. Die Förderquote beträgt bis zu 30 Prozent. Die Beantragung läuft über die Investitionsbanken der Länder.

Soweit die fünf wichtigsten Förderprogramme des Bundes für den Mittelstand. Sie sehen: Die Ausgangssituation für KMU ist gut. Bund und Länder haben erkannt, wie notwendig die digitale Transformation der Wirtschaft ist und Unterstützungen entsprechend aufgestockt.

Gute Förderprogramme, späte Hilfe

Doch es gibt einen Haken. Weil die Nachfrage so hoch ist – insbesondere im Falle des gut ausgestatteten Förderprogramms „Digital jetzt“ –, werden viele antragsannehmende Stellen regelrecht von Anträgen überrollt. In der Konsequenz kanalisieren Ämter und Förderbanken die Antragsflut mittlerweile über ein monatliches Losverfahren. So sollen Anträge schneller und in einer geregelten zeitlichen Reihenfolge bewilligt werden. 

Wir empfehlen Ihnen: Falls Sie in 2022 eine Digitalisierungsmaßnahme planen, reichen Sie Ihren Antrag zeitnah über die oben genannten Portale ein. Der Blick in die Praxis zeigt: Es sind zwar viele Maßnahmen bereits genehmigt worden, allerdings wurde bislang noch kein einziges Projekt beendet – die Voraussetzung für den Mittelabruf –, womit auch noch keine Gelder fließen konnten.

Antragsprozesse digitalisieren

Noch einfacher und effizienter würden Förderbanken und Finanzdienstleister Antragsprozesse für Unternehmen mit digitalen Förderassistenten wie fileee (unterstützt von ThinkOwl) gestalten. Unternehmen erfassen ihre Dokumente via fileee digital und laden sie direkt zu den Förderbanken hoch. Der smarte Antragsassistent führt Antragsteller mittels einer automatischen KI-basierten Dokumenten-Analyse Schritt für Schritt durch den oft zeitaufwendigen Prozess und unterstützt mit wichtigen Informationen. Damit reduziert fileee nicht nur den Bearbeitungsaufwand für Unternehmen sondern auch für Förderbanken. Sie ersparen sich zeitraubende Rückfragen und Ergänzungen, weil die KI sofort erfasst, wenn wichtige Daten fehlen.

Fazit

Der Bund will die Digitalisierungshilfen erhöhen und unterstützt KMU mit wichtigen Förderprogrammen. Gerade das Flaggschiff-Programm „Digital jetzt“ stellt einen sehr guten Schritt in die die richtige Richtung dar. Allerdings ist unter dem Gesichtspunkt der teilweise schwachen Liquidität im Mittelstand die Durchführung manchmal schwierig. Erst müssen Unternehmen das Geld von Unternehmen verausgaben, bevor es unter Umständen Wochen später nach Prüfung der Unterlagen im Unternehmen eingeht – und das bei Projektvolumina im Wert von fünf- bis sechsstelligen Euro-Beträgen. Hier besteht Optimierungsbedarf.

Zum Use Case "Smarte Antragsprozesse"

 


 

Michael Lill, CEO Zetis GmbH

Danke an Gast-Autor Michael Lill, CEO der Zetis GmbH.

Die Zetis GmbH ist als ehemalige IHK Tochter-Gesellschaft im Bereich eine bestens vernetzte Beratungseinrichtung speziell für den kleineren Mittelstand. Im Zentrum steht die Digitalisierung in Bezug auf Prozessoptimierung und Effizienzsteigerung sowie der Vertriebsautomatisierung ggf. in Verbindung mit geeigneten Förderinstrumenten von Land, Bund und EU.

Zetis vermittelt Experten, Lösungen und bedarfsgerechten, für den Einsatz erprobten Produkten.

Die Beratung findet digital, gegebenenfalls auch vor Ort, statt. Dabei steht immer die Umsetzung und Implementierung von Lösungen im Vordergrund. Die Vorgehensweise ist praxisorientiert und mittelstandsgerecht.

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